Roger Rohrbach (Kurator): In deiner Arbeit setzt du dich sichtbar mit der Architektur der Simultanhalle auseinander. Woher rühren Impuls und Idee zu dieser Arbeit?

Theresa Lawrenz: Mein Gedanke war es, mit den Formen und Materialien zu spielen, welche die Halle auszeichnen. Vor allem das ungewöhnliche Sheddach und der flächige Einsatz von Dachziegeln als Wandverkleidung gefallen mir. Gleichzeitig habe ich auch das Gelände angesehen und gedacht, es wäre schön eine Sitzgelegenheit zu haben; eine Installation, die benutzt werden darf und von der man die Halle betrachten kann.

RR: Kanntest du den Ort oder hast du ihn im Rahmen einer Vorbesichtigung zum Projekt kennengelernt? Hast du dich mit der Historie der Projekt- und Ausstellungshalle auseinandergesetzt? Inwiefern spielt diese eine Rolle für die Arbeit?

TL: Zuerst kannte ich die Simultanhalle nur von Fotos und war vor Ort überrascht, weil ich mir die Halle größer vorgestellt hatte. Auch die Umgebung mit der Asphaltfläche und dem Grün hat meine Wahrnehmung geprägt, das Gelände war lange ein Schulhof. Ich habe mich mit der Geschichte der Simultanhalle beschäftigt, bin aber wieder zu meiner Wahrnehmung des Geländes zurückgekehrt. Das Schöne ist, dass man sich hier treffen und verweilen kann. Eine Sitzfläche zu gestalten, erschien mir als naheliegend. Es war die Idee den Körpern einen Raum zu geben und eine Struktur herzustellen, die Körper tragen kann, während in der Halle aktuell keine Kunst gezeigt werden kann.

RR: Du greifst viele Punkt auf, an die ich auch dachte. Für deine Arbeit nutzt du die Ansicht auf die Seitenflächen und verschachtelst diese, das finde ich interessant. Neben diesem kubischen und kubistischem Ansatz der Skulptur gibt es das Modulare durch die Dachpfannen, die auch einen spielerischen und „knuffigen“ Moment haben.

TL: Genau, die Dachpfannen werden zu Sitzkissen. „vertical to horizontal“ verweist darauf: etwas, was an der Wand hängt, darf heruntergenommen, verschoben und benutzt werden. Die Dachpfannen-Sitzkissen können über das Gelände verteilt oder zu einer Fläche verbunden werden.

RR: Hier liegen für mich viele Gedanken, die auf die Halle selbst anspielen, die Historie und die Sammlung des Museum Ludwig. Deine Arbeit bietet eine Offenheit in der Rezeption, das zeigt sich vor allem an den Dachziegeln. Sie sind modular, können unterschiedlich gesetzt werden, wie die Werke in einer Sammlung, wie die Pfannen, an der Halle selbst. Vor Ort sieht man die Historie. Einzelne Ziegel sind heller, der Ort ist im Wandel. Die Ziegel können auch Baumaterial sein und als Symbol für die kuratorische und künstlerische Arbeit vor Ort gesehen werden, bei der sich Menschen als Kollektiv einbringen. Interessant ist für mich auch der Gedanke einer Decke, einer gewebten Struktur, die schützt, wärmt, heilt…

TL: Ja, die Arbeit ist ein Angebot. Wer eine Pause braucht, kann sich auszuruhen und den Blick über das Gelände schweifen lassen.

 

Das Gespräch wird fortgesetzt.